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NASCENT IMPULSE PAINTING
(Umsetzung entstehender Impulse durch Malerei)

Der vielschichtige Prozess beginnt bereits lange vor der eigentlichen Arbeit an einem Bild. Dabei stellt sich ein ganz besonderer Zustand ein, eine Energie, eine erhöhte Aufmerksamkeit und Wachsamkeit nach innen und außen.

Impulse leuchten auf. Ich versuche diese einzufangen, ihnen nachzulauschen. Träume bringen Bilder und Botschaften. Themen tauchen auf, werden konkreter, ich umkreise sie immer wieder. Es gibt Fragmente, Erinnerungen, Begegnungen, Reaktionen auf äußere Umstände, Befindlichkeiten, die sich verdichten.

Diese komplexe Ausgangssituation führt dann dazu, dass ich beginne,
an einem Bild zu arbeiten. Der gesamte Prozess ist somit Teil des Entstehungszeitraums einer Arbeit.

Die Malerei ist überwiegend flächendeckend und erstreckt sich, wenn ich die malerischen Gesten zu Ende führe (was meist der Fall ist), auch über den Rand des Papiers hinaus.  Das so entstehende Bild ist folglich ein Ausschnitt, dessen Begrenzung durch das Papierformat erfolgt. Die Bilder weisen eine deutlich wahrnehmbare Struktur und Ausrichtung auf, obwohl ich eine konzipierte Darstellung nicht anstrebe, d.h. ich verzichte auf eine Komposition im Sinne eines geplanten Bildaufbaus.

Durch die angewandte Mischtechnik (Aquarell, Gouache, Tempera, Acryl, Pastellkreide, Bleistift, etc.) finden sich in den Bildern sowohl fließende Übergänge als auch klare Begrenzungen. Während des Malprozesses entstehen Farbfelder, unterschiedliche Ebenen, Linien und figurative Elemente.

Darüber hinaus sind Schriftelemente unverzichtbarer Bestandteil für mich. Neben dem graphischen Aspekt der Schrift ist sie bedeutungstragendes Element und fügt dem jeweiligen Bild eine weitere Dimension hinzu. Texte entstehen spontan während des Prozesses.

Die vernetzten Systeme von Poesie und Malerei führen ein Eigenleben. Manchmal lösen sich Worte aus dem Gesamtsystem, sie treten hervor. Oder sie tarnen und verschleiern sich bis hin zur Unkenntlichkeit, werden von der Malerei geradezu aufgesogen. Grenzen zwischen Malerei, Zeichnung und Schrift lösen sich teilweise auf, was ich gerne zulasse, da ich diese ineinander übergehenden Bereiche spannend finde.

Auch das Entstehungsdatum ist ein wichtiger, sichtbarer Teil einer jeden Arbeit. Es markiert einen Punkt im Zeitverlauf und bringt die jeweilige Arbeit in einen Zusammenhang mit einem Zeitgefüge. Ein Bild ohne Datum wäre für mich in gewisser Weise unvollständig.

Es besteht eine Kohärenz von Inhalten, die sich zwar auf verschiedenen Ebenen frei entwickeln können - d.h. Malerei (Line, Farbe, Form und Duktus), Sprache (Textelemente), Zahlen (Entstehungsdatum), jedoch immer so zusammenwirken, dass sich ihre Aussagen zu einer wie auch immer gearteten Ganzheit ergänzen. 

Solange ich im Fluss der Energie einer bestimmten Arbeit bin, erinnere ich mich gelegentlich  an Fundstücke, Textausschnitte, etc., diese werden dann Teil des Prozesses. Sie finden in der entsprechenden Arbeit einen ganz bestimmten Platz. So entstehen meine Collagen.
Manchmal schneide ich auch Teile aus einem Bild heraus und bringe diese Ausschnitte an anderen Stellen wieder an. Das Bild wird plötzlich durchlässig. Die Fläche öffnet sich. Aussagen verschieben sich, werden neu gruppiert, in einen anderen Zusammenhang gebracht.
Solange die Energie anhält, die mich durch den Malprozess getragen hat, bleibt die Arbeit unvollständig.

CAPTURE ART ist auch ein Spiel mit der Zeit.
Immer wieder thematisiere ich in meinen Bildern und Texten mein subjektives Zeitem
pfinden. Um dieses so wenig wie möglich zu beeinflussen, trage ich nur sehr selten eine Uhr.
Mein Erleben des Augenblicks fließt als elementarer Bestandteil in meine Arbeiten mit ein.

Der Prozess kann als eine Abfolge von aufsteigenden Impulsen (Momentaufnahmen = snap shots) beschrieben werden, die - umgesetzt durch Schrift und Malerei - sich überlagern, im bildnerischen Raum spielerisch zueinander finden und schließlich ein Ganzes ergeben.
Durch diese Umsetzung wird der Augenblick zur festgehaltenen
(captured) Gegenwart, obwohl er bereits vergangen ist. Ich mache also gewissermaßen Gegenwart greifbar und “konserviere” sie für die Zukunft.

Somit trägt CAPTURE ART sowohl in Momentaufnahmen zerlegte
Zeit in sich, als auch deren Synthese (die SNAP SHOT SYNTHESE),
d.h. das entstandene Bild.
Jedoch bleibt Zeit ein faszinierendes Mysterium für mich, dem ich mich
nur annähern kann und das mich immer wieder herausfordert.

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